Kurzsichtigkeit gibt es nicht nur beim Augenarzt oder Optiker. Sie ist auch im Geschäftsleben weit verbreitet – und da hilft leider keine Brille.
Die Krise kommt – und mit ihr die Hysterie (= oberflächliche, labile Affektivität, verbunden mit einem hohen Bedürfnis nach Geltung und Anerkennung). Der Umsatz könnte zurückgehen? Dann mal gleich die Fixkosten reduzieren, Lager abbauen und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Und jammern, ja, jammern bitte nicht vergessen.
Schon mal darüber nachgedacht, gerade in der Krise Zuverlässigkeit zu zeigen und Vertrauen aufzubauen? Genau dann, wenn der Wettbewerber seine (und unsere!) Lieferanten und Kunden (er)presst und lang aufgebautes Vertrauen zerstört. Partnerschaft und Verlässlichkeit nur bei schönem Wetter zu zeigen, ist keine Herausforderung. Schlechte Situation, Krisen “abzuwettern” dagegen schon.
Zumal ein etabliertes Unternehmen mit bisher guter Cash-Situation und hoher finanzieller Reputation und Potenz – anders als ein Start-Up oder ein Unternehmen nach einer Wachstumsinvestition – in der Lage sein sollte, Engpässe zu überstehen … und dabei in einer Krise innewohnenden Chancen zu sehen und zu nutzen. Das geht natürlich nur, wenn die Eigentümer bisher nicht endlos Cash abgezogen und das Unternehmen kurz gehalten haben. Aber: tut das ein GUTER Unternehmer?
Also: Die Kurzsichtigkeit anderer nutzen und Weitsichtigkeit zeigen … könnte man ja zumindest mal drüber nachdenken. Zumal in einer Krise, die vermutlich zu recht als temporär angesehen werden kann und keine strukturelle Krise ist. Aber: Hysterie und Kurzsichtigkeit scheinen gerade in Mode zu sein.
…meint Ihr Peter Klesse (24. März 2020) – übrigens Optiker im Zweitberuf …